Startseite zum Kontaktformular Telefon zum Menü
Gemeinsam LEBEN lernen

Ein Anstoß zur Solidarität: MISEREOR-Referent Michel Constantin in der Kursstufe



Die Bildungspartnerschaft mit MISEREOR machte es möglich: Auch in diesem Schuljahr erhielten die St. Ursula-Schulen Besuch von einem prominenten Vertreter kirchlicher Entwicklungsarbeit. Der Libanese Michel Constantin berichtete in der Kursstufe 1 hautnah von der Situation der Menschen im Libanon und in Syrien.

Der 57jährige Constantin ist arabischer Christ. Als Regionaldirektor des päpstlichen Hilfswerks Pontifical Mission betreut er die humanitäre Hilfe für Libanon, Syrien, Ägypten und den Nord-Irak. Über die Notfallhilfe hinaus, die vor allem von den Flüchtlingen benötigt wird, koordiniert er auch die langfristigen Projekte, z. B. den Aufbau von Schulen, Initiativen zum Kinderschutz, Infrastrukturprogramme – etwa zur Gesundheitsversorgung – bis hin zum Aufbau von Mikrokredit-Strukturen.

Obwohl er eine Dolmetscherin dabei hatte, konnte sich Michel Constantin mit den Schülern von St. Ursula weitgehend auf Englisch unterhalten. Das Besondere seiner Mission sei, dass seine Region das Land der Bibel und das Land Jesu Christi – das Heilige Land sei. Gleichzeitig sei sie eine Region der Erde, die seit knapp 20 Jahren vom Krieg gezeichnet ist. Von 20 Millionen Einwohnern in Syrien sind 6,5 Millionen aus ihrer Heimat vertrieben. 1,5 Millionen davon leben als Flüchtlinge im Libanon. Immerhin fast 25.000 Familien konnten bisher von Pontifical Mission unterstützt werden. Dabei sehe man nicht auf die Nationalität, nicht auf die Religion und den sozialen Stand. „Was ist Frieden?“, fragte Constantin und gab seine Lebenserfahrung weiter: „Die Anderen akzeptieren, wie sie sind. Nichts anderes.“

Mit zahlreichen Bildern zeigte der Referent auf, dass die Lage der jungen Menschen besonders dramatisch sei. „Auch wenn man nicht sein Leben verliert, verliert man seine Zukunft.“ Umgekehrt konnte er mit einem bewegenden Videoclip voller Lebensfreude den Dank von Schülerinnen und Schülern der Angels Of Peace School in Beirut für die Unterstützung durch MISEREOR übermitteln. Die Schüler hätten den Clip selbst produziert, der ein Hoffnungszeichen sei. Mit der diesjährigen Fastenaktion von MISEREOR unter dem Motto „Gib Frieden“ könnten etwa ganze Teams unterstützt werden, die zu den traumatisierten Flüchtlingsfamilien gehen.

Seit 35 Jahren ist Constantin in den Hilfsprojekten tätig. Seine Motivation sei das Selbstbewusstsein der jungen Leute und ihre Begeisterung für ihre gewonnenen Perspektiven – das, was aus ihnen geworden ist, seitdem er für sie arbeiten konnte. Ob er in seiner Arbeit selber bedroht werde, wurde er von den Schülern gefragt. Er wolle es nicht Bedrohung nennen, antwortete er, aber Risiko – etwa weil die Polizei in Syrien auch als Geheimdienst operiere, der einen von der Straße weg kidnappen kann, oder weil der IS solche Flugzeuge mit Raketen beschieße, mit denen er zu den Projekten im Irak reise.

Der Krieg in der Region sei kein Bürgerkrieg, sondern ein Krieg der Großmächte USA, Russland, Iran und Türkei, die ihn in Syrien austragen. „Wenn die USA und Russland beschließen würden, dass der Krieg enden soll, dann würde er enden. Wenn die EU in Syrien helfen würde, würden die Syrer nach Syrien zurückkehren. Aber sie brauchen mindestens zwei Jahre Unterstützung im Land, da aktuell alles zerstört ist. Das aber hat die UN aus politischen Gründen abgelehnt. Daher müssen die kirchlichen Hilfswerke einspringen.“ Constantin verabschiedete sich von den Schülern in St. Ursula mit den Worten: „Ihr könnt glücklich und dankbar sein, dass ihr eine Schule habt und ein gutes Leben führen könnt.“

< zurück - Übersicht - weiter >