Startseite zum Kontaktformular Telefon zum Menü
Gemeinsam LEBEN lernen

Ein Ort der Erinnerung an unfassbare Verbrechen



Die Klassen 9R und 10R der St. Ursula Realschule besuchten gemeinsam mit Frau Lorenz und Frau Kelly die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im französischen Elsass.
In dem Lager waren von Mai 1941 bis September 1944 Häftlinge untergebracht, die unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert waren. Sie wurden zur Zwangsarbeit im nahegelegenen Steinbruch herangezogen, wo seltener roter Granit für Albert Speers geplante „Welthauptstadt Germania“ abgebaut wurde.
Schon vor dem Betreten des Geländes ist die bedrückende Atmosphäre deutlich spürbar. Das Eingangstor mit Wachturm und Stacheldraht, umgeben von einem doppelten 380-Volt-Stromzaun, vermittelte ein beklemmendes Bild des Grauens, das diesen Ort prägte. Einen besonders verstörenden Gegensatz stellt die Lagerkommandantenvilla mit einem eigenen Swimmingpool dar, die sich nur wenige Meter vom Lagereingang entfernt befindet. Dass dort jemand unbeschwert badete, während auf dem Gelände Menschen unter entwürdigenden Bedingungen litten und starben, ist kaum zu begreifen.
Während des Rundgangs wurde das ganze Ausmaß der NS-Grausamkeit deutlich. Am Galgen auf dem Appellplatz wurden die Häftlinge öffentlich erhängt. Auf dem Prügelbock mussten die Bestraften die ihnen verabreichten Schläge selbst mitzählen – und im Falle einer Ohnmacht von vorn beginnen. In der Museumsbaracke verdeutlichen Originalexponate wie Betten, Häftlingskleidung und zahlreiche Dokumente das Leben und Leiden im Lageralltag eindrücklich.
Ein anonymes Massengrab, in dem die Asche zahlreicher Opfer verscharrt wurde, sowie die Medizinbaracke mit einem Sektionstisch für pseudowissenschaftliche Menschenversuche sind eindrucksvolle stumme Zeugen der Grausamkeit des SS-Regimes. Eine grausame Illustration der menschenverachtenden Denkweise war auch die Nutzung der Abwärme des Verbrennungsofens im Krematorium: Es war ein Warmwassertank an den Ofen angeschlossen, der die Lagerduschen erwärmte.
An den Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers schloss sich ein Gang über den Friedhof und zum ‚Leuchtturm des Gedenkens‘ an – einer Flamme, die die ausgemergelte Silhouette eines Deportierten darstellt. Auch das Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers wurde besichtigt. Es zeigt zahlreiche Film- und Fotoaufnahmen und wurde über dem sogenannten ‚Kartoffelkeller‘ errichtet – einem 120 Meter langen Stahlbetonkeller, der von den Deportierten ausgeschachtet wurde und dessen ursprünglicher Zweck bis heute ungeklärt ist.
Zum Abschluss der Exkursion besichtigten die Schülerinnen und Schüler auch die außerhalb des Lagers gelegene Gaskammer – ein weiterer Ort des unfassbaren Verbrechens.

Text und Fotos. Stefanie Kelly

< zurück - Übersicht - weiter >