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Gemeinsam LEBEN lernen

Preis für "Virtuelle Stolpersteine" - das Projekt geht weiter



OB Dr. Rupert Kubon überreicht den Preis an Felix Flaig und - per Handy zugeschaltet - Johannes Hebsacker.


Felix Flaig und Johannes Hebsacker, beide Abiturienten des Jahrgangs 2014, haben den Geschichtspreis des Oberbürgermeisters der Stadt Villingen-Schwenningen zum Engagement von Schülerinnen und Schülern für Demokratie und Toleranz erhalten. Am Tag des Gedenkens an die Reichspogromnacht am 9. November wurde ihnen bei einer Feier im Alten Rathaus der so genannte "Joseph-Haberer-Preis" für ihr Projekt „Virtuelle Stolpersteine“ überreicht. Da Johannes Hebsacker zur gleichen Zeit wegen der Teilnahme an einer Performance zur Reichspogromnacht in Dortmund verhindert war, wurde er per Telefon zugeschaltet. Felix Flaig, der den Preis entgegennahm, erläuterte anschließend mit einer Präsentation die Webseite und das Projekt, wofür er große Zustimmung erhielt.

Oberbürgermeister Dr. Rupert Kubon nannte in seiner Laudatio die Wettbewerbsbeiträge der Schüler einen „Kontrast zu den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte.“ Das Kuratorium des Preises habe festgestellt, dass die Webseite der beiden ehemaligen Schüler eine intensive Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte der verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger bezeuge. Das Thema sei sehr angemessen und qualifiziert ausgearbeitet worden und grafisch sehr überzeugend gestaltet. Offen für eine Erweiterung, sei die Wettbewerbsarbeit in der Stadtgeschichte präsent und trage wesentlich zur Erinnerungskultur bei.

Dr. Kubon betonte, dass die Erinnerung an den Pogrom ebenso wie politische Wachsamkeit und Zivilcourage gerade anlässlich der augenblicklichen Ereignisse an den Grenzen Europas besonders notwendig seien. Er verwies darauf, dass der Gedenkstein, den Jugendliche aus der Stadt in einem ökumenischen Mahnmalprojekt zum Andenken an die Deportation der Villinger Juden nach Gurs am Bahnhofsplatz aufgestellt haben, vor Kurzem bewusst beschädigt worden ist. Der OB sicherte zu, dass die Stadt für eine Restaurierung sorgen werde. Bei dem genannten Mahnmalprojekt waren im Jahr 2011 vorwiegend Schülerinnen und Schüler der St. Ursula-Schulen beteiligt. Dieselben Schüler/innen hatten im Jahr 2010 für ihre Dokumentation „Jüdische Schülerinnen an St. Ursula 1919 – 1937“ ebenfalls den „Joseph-Haberer-Preis“ erhalten.

Der Oberbürgermeister dankte jetzt den an den „Virtuellen Stolpersteinen“ beteiligten Lehrern, unseren Kollegen Anna-Maria Saurer und Heinrich Schidelko, symbolisch mit einer Rose. Ein Wort des Dankes richtete er zudem an Herrn Gunther Volk, der vor einigen Jahren mit einer Spende an die Stadtverwaltung die Auslobung des Preises in Höhe von € 300,- möglich gemacht hatte.

Auch Felix Flaig bedankte sich bei den beiden Lehrern sowie bei dem ebenfalls anwesenden Dr. Heinz Lörcher, der mit seinem profunden Wissen wertvolle Informationen beigesteuert hatte. Felix Flaig betonte, dass es ihm und seinem Partner Johannes Hebsacker darauf angekommen sei, den lokalen Bezug der historischen Ereignisse für Jugendliche aufzubereiten. „Kurz gesagt: wir haben recherchiert, komprimiert und visualisiert.“ Und er verwies auf die Homepage der „Virtuellen Stolpersteine“, wo unter dem Button „Jüdische Familien“ auch eine Prezi-Präsentation mit einem breiten Spektrum von Lebensgeschichten zu finden ist.

Stadtarchivar Dr. Heinrich Maulhardt führte durch die Veranstaltung, die von Schülern des Jugend-Gitarrenensembles der Musikakademie Villingen-Schwenningen unter der Leitung von Stephan D. Weisser musikalisch gestaltet wurde, unter ihnen auch unser Schüler Felix Mati.

Der Preis ist nach dem gebürtigen Villinger Prof. Dr. Joseph Haberer (1929 – 2013) benannt, der durch die Ausreise 1938 als Kind nach England, im Gegensatz zu seiner Familie, den Holocaust überleben konnte. Im hohen Alter ist er aus den USA in seine Heimatstadt zurückgekehrt, um in der Gemeinde und in Schulen von seinem Leben und den Folgen des Antisemitismus in Deutschland zu berichten. Am 6. Mai 2009 hat er ebenso am Empfang der Stadt für die ehemaligen jüdischen Bürger Villingens und Schwenningens teilgenommen wie etwa auch die ehemalige St. Ursula-Schülerin Rita Schwab und deren Tochter Ruth Glaser.

Johannes Hebsacker und Felix Flaig haben die Schule zwar verlassen, doch das Projekt „Virtuelle Stolpersteine“ geht weiter. Die Kursstufenschüler Luisa Hebsacker, Joana Kühner und Silas Lux waren bei der Preisverleihung zugegen. Zusammen mit Lea Kneißle, Veronica Perez Heil und Yasmin Schirmer haben sie die Zahl der auf der Webseite gespeicherten Biografien bereits ergänzt und werden sich mit den beiden Lehrern um weitere Aktualisierungen kümmern.

https://virtuellestolpersteine.wordpress.com/
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