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Gemeinsam LEBEN lernen

Ehemaliger politischer Häftling der DDR fesselt mit Lebensbericht



Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 Ga und 9 Gb erfuhren hautnah von den Erlebnissen des DDR-Zeitzeugen Mike Michelus (Jahrgang 1966). Mit eigenen Fotos und Abbildungen aus seinen Stasi-Akten illustrierte er seinen Vortrag und brachte damit die Geschichte des geteilten Deutschlands mit seinen beiden völlig verschiedenen Lebensumständen eindrucksvoll nahe. Unsere Kollegin Dorothee Lorenz hatte ihn bereits an ihrer früheren Schule kennen gelernt und jetzt in die St. Ursula-Schulen eingeladen.

Ausgehend vom Bericht über seine Schulzeit erzählte Mike Michelus, wie er an der DDR-Propaganda zu zweifeln begann. Seinen damaligen Kontakt in die Punk-Szene in Ost-Berlin untermalte er mit einem Tonbeispiel. Er schilderte, wie eine Kunstaktion auf dem Alexanderplatz zu seiner Verhaftung führte. Eindrücklich gab er wieder, wie er in der Untersuchungshaft isoliert war und unter permanentem Schlafentzug zu leiden hatte. Auch die spärliche Rolle seines „Anwalts“ Gregor Gysi ließ er nicht aus. Auf dem Foto zeigt er den Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern seine Handschellen.

Nach seiner Verurteilung zu einem Jahr und drei Monaten kam er in den Strafvollzug des Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen und in die Haftanstalt Cottbus. Bei seiner Zwangsarbeit stellte er u. a. Teile für Pentax-Kameras her, die im Westen günstig verkauft wurden. An seinem 20. Geburtstag wurde er von der Bundesrepublik als politischer Häftling freigekauft. Mike Michelus schilderte, wie er die schwierige Ankunft in der westdeutschen Gesellschaft erlebte und wie er schließlich als erster „Ossi“ in Balingen aufgenommen wurde.

Am Ende seines Vortrags forderte er die Schülerinnen und Schüler auf: „Tut etwas für die Demokratie; das ist eine ganz junge Pflanze, kein Naturgesetz. Man darf sich nicht wegducken bei Ungerechtigkeit, sondern muss Aufmerksamkeit haben und sie sich erhalten.“

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